Rede

CeBIT 2014: Rede von Premierminister David Cameron

Rede von Premierminister David Cameron am 9. März 2014 auf der CeBIT in Hannover.

Veröffentlicht wurde dies unter der 2010 to 2015 Conservative and Liberal Democrat coalition government

Was soll ich sagen – Musik, Geigen, ein schauspielender Roboter – so verbringe ich alle meine Sonntagabende!

Es ist ein Riesenvergnügen, hier zu sein, und der Kanzlerin möchte ich sagen, dass es eine große Ehre für mein Land ist, Mitgastgeber dieser Veranstaltung zu sein.

Deutschland ist ein Land mit einer stolzen Techniktradition, von den Fraunhofer-Instituten in Ihren Städten bis hin zu den Technologie-Startups in Berlin und natürlich dieser internationalen Spitzenkonferenz, die wir heute hier eröffnen.

„Vorsprung durch Technik“ – mit dieser Werbung in den Ohren sind wir alle aufgewachsen und dieses Prinzip feiern wir heute Abend.

Fortschritt durch Technik. Und der Fortschritt ist wirklich bemerkenswert.

Heute können wir einen Computer in unsere Tasche stecken, der leistungsfähiger ist als jeder Computer der Welt vor 20 Jahren.

Vor nur einem Jahrzehnt war Skype ein Tippfehler, ein Tweet Vogelgezwitscher, eine Cloud etwas, was Sie am Himmel sahen, nichts, wo Sie Ihre Daten speichern.

Firmen, die in der Garage oder im Schlafzimmer angefangen haben, sind ein Jahr später kometenhaft aufgestiegen.

Es ist eine Welt im Zeitraffer, eine Welt permanenter technologischer Revolution, und in dieser Welt werden Länder wie Großbritannien und Deutschland nur mithalten, wenn sie unermüdlich neue Ideen und Innovationen hervorbringen.

Deshalb bin ich heute hier. Und ich habe einen Auftrag und eine Botschaft.

Prime Minister David Cameron speaking at CeBIT trade fair

Auftrag: Förderung britischer Technologie

Mein Auftrag hier auf der CeBIT ist die Förderung des außerordentlichen Technologiesektors, den wir in Großbritannien haben.

Vor vier Jahren haben wir einen langfristigen Wirtschaftsplan aufgestellt, der unser Land umstrukturieren soll. Im Mittelpunkt dieses Plans steht die Innovation.

Hier nur ein paar Beispiele für das, was wir erreicht haben:

  • Wir haben die Londoner Börse dazu gebracht, dass sie es wachstumsstarken Firmen leichter macht, an die Börse zu gehen.
  • Wir haben die Ausgaben für die Forschung trotz des wirtschaftlichen Abschwungs auf ihrem Niveau gehalten.
  • Wir haben massive Steuervergünstigungen für die frühen Investitionsphasen eingeführt, Steuervergünstigungen für Videospiele, eine Patentbox, so dass Sie, wenn Sie in Großbritannien eine Erfindung machen, auf die Gewinne nur 10 Prozent Steuern zahlen.

Auch die Informationstechnologie der Regierung ist revolutioniert worden. Als wir ins Amt kamen, gab die Regierung pro Jahr rund £16 Milliarden – 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – für ihre Informationstechnologie aus, vor allem zugunsten großer Anbieter. Wir haben Verschwendung eliminiert und unsere IT-Verträge für kleine Firmen geöffnet.

Die G Cloud, über die wir jetzt Dienstleistungen beziehen, gehört zu den innovativsten Beschaffungssystemen der Welt.

Vor allem aber haben wir den roten Teppich ausgerollt für die Ideenmenschen der Welt: Sondervisa für Unternehmer, Visa für die Tech City, eine Regelung, wonach die Universitäten nächstes Jahr 30.000 Studenten mehr aufnehmen können und es im übernächsten Jahr überhaupt keine Beschränkungen mehr für sie gibt.

Und damit nicht genug. Wir setzen Programmieren erstmals auf den Lehrplan unserer Schulen, stecken £200 Millionen Pfund in Ausrüstung für die naturwissenschaftliche Lehre an unseren Universitäten. Und all das funktioniert.

Kommen Sie nach Shoreditch in Ostlondon und überzeugen Sie sich selbst – in der Tech City wimmelt es nur so von Startups und neuen Ideen.

Angefangen hat es vor weniger als dreieinhalb Jahren damit, dass sich in diesem Bezirk 200 Digitalunternehmen ansiedelten – heute sind es 1300.

Kommen Sie nach Cambridge oder Edinburgh oder Oxford – dort finden Sie Kompetenz-Cluster von High-Tech-Unternehmen, die unser Leben verändern. Vertreter einiger dieser Firmen waren heute Nachmittag mit mir im Flugzeug.

  • Touch Bionics – die Erfinder der weltweit modernsten künstlichen fühlenden Hand
  • Raspberry Pi – das Phänomen, das schon über 2,5 Millionen Geräte verkauft hat, Tendenz steigend
  • Imagination – die Hersteller von Video- und Grafikchips für iPhones

Das ist die britische High-Tech-Szene von heute. Dynamisch. Schonungslos ehrgeizig. Ganz vorn dabei.

Es ist unser Ziel, Großbritannien zur digitalsten Nation in der G8 zu machen, und es ist mein Auftrag, der Welt zu zeigen, dass uns das gelingt.

Botschaft: Wir wollen mit Ihnen zusammenarbeiten

Aber ich bin auch mit einer Botschaft für unsere deutschen Freunde hierher gekommen:

  • Wir wollen diese Stärken nutzen und kombinieren
  • Wir wollen mit Ihnen kooperieren, unsere Ideen zusammenführen, Daten austauschen, die Innovation vorantreiben und bei den nächsten großen Ideen ganz vorn mitmischen

Ich nenne Ihnen drei Bereiche, wo wir enger zusammenarbeiten werden.

Erstens, die Entwicklung von 5G.

Bei 4G braucht es rund 40 Sekunden, um einen 800 Megabyte-Film herunterzuladen; bei 5G wäre es nur noch eine Sekunde.

Das weckt das Interesse von Forschern aus aller Welt, und deshalb freue ich mich, dass ich heute eine neue Kooperation zwischen der Universität Dresden, King’s College University in London und der University of Surrey bekannt geben kann. Drei internationale Spitzenuniversitäten arbeiten bei 5G Hand in Hand zusammen, das ist wirklich etwas Spannendes.

Zweitens muss, damit unsere beiden Länder wettbewerbsfähig bleiben können, der europäische Binnenmarkt mit den Entwicklungen in der Digitalwirtschaft Schritt halten. Deshalb haben Deutschland und Großbritannien vereinbart, den Binnenmarkt für Telekommunikation gemeinsam zu verbessern.

Wir begrüßen die langfristigen Pläne der Europäischen Kommission, möchten aber etwas tun, was der Wirtschaft und den Verbrauchern schnell Vorteile bringt, zum Beispiel die komplette Beseitigung der Mobilfunk-Roaminggebühren.

Der dritte Bereich, in dem wir meiner Meinung nach enger zusammenarbeiten können, ist das Internet der Dinge.

Diese Entwicklungen könnten es möglich machen, dass buchstäblich Milliarden von Alltagsgegenständen über das Internet miteinander kommunizieren, und zwar mit Hilfe von billigen Chips mit niedrigem Energieverbrauch.

All das kann unser Leben enorm verändern.

Stromzähler, die im Netz nach dem besten Anbieter suchen.

Geräte, die Ihre Herzfrequenz im Auge behalten.

Wasserleitungen, die einen Druckabfall anzeigen.

Und ja – auch ein Kühlschrank, der Milch nachbestellt, wenn die Vorräte zu Ende gehen.

Ich sehe das Internet der Dinge als eine Entwicklung mit riesigem Potenzial, eine Möglichkeit, die Produktivität zu steigern, unsere Gesundheit zu erhalten, den Verkehr zu verbessern, den Energiebedarf zu senken, den Klimawandel zu bekämpfen.

Wir befinden uns an der Schwelle zu einer neuen industriellen Revolution, und wir – Großbritannien und Deutschland – sollten sie anführen.

Lassen Sie mich einmal deutlich machen, wie ernst es uns mit dem Internet der Dinge in Großbritannien ist.

Wir sorgen für eine geeignete Infrastruktur, wobei unsere Regulierungsbehörde Ofcom eine flexible Haltung gegenüber der Nutzung der Frequenzen einnimmt. Mit unserer Strategie für die Frequenznutzung, die wir morgen veröffentlichen, wollen wir den wirtschaftlichen Nutzen, der sich daraus für britische Unternehmen und Verbraucher ergibt, von rund £50 Mrd. heute auf £100 Mrd. im Jahr 2025 verdoppeln.

Das tun wir, indem wir zulassen, dass neue Anwendungen online gehen, neue Mobilfunktechnologien eingesetzt werden, Daten vermehrt genutzt werden können und Rundfunk- und Fernsehdienstleistungen ausgeweitet werden.

Aber darüber hinaus brauchen wir noch mehr Ideen, damit das Internet der Dinge Realität wird. Deshalb habe ich den Wissenschaftlichen Berater der Regierung beauftragt festzustellen, was in diesem Bereich noch geschehen muss.

Wir stellen £75 Mio. an Fördermitteln für die Forschung bereit. Und ich kann heute bekanntgeben, dass wir einen neuen europäischen Kreditfonds für das Internet der Dinge einrichten – ausgestattet mit bis zu £1 Million für Unternehmen, die diese neuen Chancen ergreifen wollen.

Aber Sie wissen ja, das Tollste, was Großbritannien zu bieten hat, sind unsere fantastischen Firmen, zum Beispiel ARM, deren Chips in 90 Prozent aller Smartphones der Welt sind, oder Neul, ein brillantes Startup-Unternehmen, das heute auch hier ist. Und das Knowhow, bei der Konstruktion von Chips, bei Software und Dienstleistungen, das dem deutschen Knowhow Deutschlands bei der Herstellung von Industriekomponenten entspricht. Deshalb ist das eine echte und seltene Chance für uns.

Britischer Erfindergeist bei Software, Dienstleistungen und Design und deutsche Kompetenz im Ingenieurwesen und der industriellen Fertigung: so können wir bei dieser neuen Revolution gemeinsam eine Führungsrolle übernehmen.

Zum Schluss möchte ich heute also zwei Bitten aussprechen:

  1. Kommen Sie nach Großbritannien und überzeugen Sie sich selbst davon, was für ein fantastischen Umfeld wir für Tech-Unternehmen haben.
  2. Lassen Sie uns gemeinsame Sache machen.

Lassen Sie uns in dieser Generation den Fortschritt durch Technik vorantreiben – und zwar gemeinsam.

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Veröffentlicht am 9 März 2014